Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang….
…das wäre ein passendes Motto gewesen für die diesjährige Islandpferdeveranstaltung, die im Rahmen der VERDIANA „Pferde Open Air“ am letzten Augustwochenende auf dem Verdener Rennbahngelände stattfand.
Davon ausgehend, dass das als Niedersachsenmeisterschaft und Freizeitreiterfestival ausgeschriebene Turnier sicher ein paar mehr Islandpferdereiter als in den beiden vergangenen Jahren anlocken würde, waren die Mitglieder der „Verdener Islandpferdefreunde e.V.“ als ausrichtender Ortsverein deutlich überrascht, als bei Nennungsschluss weit mehr als 300 Nennungen vorlagen. Einerseits erfreut über den großen Zuspruch gab es andererseits ernste Sorgenfalten: Wird es uns gelingen, alle angemessen auf dem uns zur Verfügung stehenden Gelände unterzubringen? Schließlich waren neben unserem Turnier noch etliche Schauen und Prüfungen anderer Pferderassen vorgesehen, ganz im Sinne der VERDIANA als Breitensportveranstaltung sämtlicher Pferderassen und Reitweisen. Da war ein straffes Management gefragt, zumal auch nach ersten Kalkulationen sehr schnell klar wurde, dass nicht alle Prüfungen und Wettbewerbe an zwei Tagen zu bewerkstelligen waren und das Turnier bereits am Freitag beginnen würde.
So rollte am Donnerstag die lange Reihe der Gespanne an und sorgte dafür, dass die für den Paddockbereich zuständigen „Platzanweiser“ alle Hände voll zu tun bekamen, um sämtliche Teilnehmer mit Anhang platzsparend unterzubringen. Am Freitagmorgen starteten pünktlich um acht die ersten Prüfungen und bei zunehmend schwülem Wetter wurde pausenlos geritten, um bis zum Einbruch der Dunkelheit alle für diesen Tag vorgesehenen Prüfungen zu absolvieren. Ab dem frühen Nachmittag richteten sich vermehrt die Blicke gen Himmel, lag doch eine Unwetterwarnung vor, die den Organisatoren Sorge bereitete. Blitze ließen sich vermehrt am Firmament erblicken, es grummelte, es regnete, aber wie durch ein Wunder wurde der Großraum Verden von dem großen Gewitter mitsamt seinen Hagelkörnern und Wassermassen verschont. Welch ein Glück! Nachdem im Laufe des Tages überwiegend die Vorentscheidungen der verschiedenen Töltprüfungen absolviert worden waren, fanden im Anschluss an Minutentölt und Fahnenrennen bei goldenem Abendlicht unter einem wunderschönen Regenbogen die B- Finale der T7 statt. Und kurz bevor die Sonne an diesem Tag unterging, durften die geduldig ausharrenden Reiterinnen und Reiter das Programm des Tages mit der Passprüfung beschließen, die Sophie Kovac mit Frosti frá Fossi für sich entscheiden konnte.
Unentwegte zogen bereits am ganz frühen Samstagmorgen ihre Trainingsrunden auf der Ovalbahn, bevor um 7.oo Uhr parallel auf dem Dressurviereck und der Bahn die Prüfungen und Wettbewerbe starteten. Bei deutlich kühleren Temperaturen als am Vortag bot sich den erfreulich zahlreichen Zuschauern ein buntes Bild. Es ist schon ein bemerkenswerter Anblick, wenn in den frühen Morgenstunden von kleinen und großen Reitern, deren Pferd von einer Person mit verbundenen Augen geführt wird, kleine Körbchen von A nach B transportiert werden, oder aber der „blinde Führer“ versucht, nach wortreicher Anweisung der auf dem Pferde befindlichen Person eine Hindernisstange mittels eines Riesenschrittes zu überwinden! So mancher außerplanmäßige Schritt in dieser oder jener Prüfung führte im Laufe des Tages dazu, dass der präzise kalkulierte Zeitplan ins Wanken geriet, und am späteren Nachmittag war klar, dass bei noch güldner Abendsonne mit Ach und Krach das Passrennen würde beendet werden können, nicht jedoch die letzte Ovalbahnprüfung des Tages, der kommentierte Viergang. Wieder einmal drehten die Passreiter geduldig ihre Warteschleifen bis zum Start; im Ziel war die amtierende Deutsche Meisterin auf der 150m-Passstrecke Michaela Herting mit ihrer Svana die Schnellste, und beide durften sich über den Titel des Niedersachsenmeisters freuen – herzlichen Glückwunsch! Die unverdrossenen Reiter des kommentierten Viergangwettbewerbes, die auch zur späten Abendstunde nicht mehr ins Oval reiten konnten, wurden auf den nächsten Tag vertröstet und fanden sich am frühen Sonntag bereits ab 6.30 Uhr wieder auf der Bahn ein. Nicht zuletzt dieser unglaublich disziplinierten Einsatzbereitschaft aller Islandpferdereiterinnen und -reiter wurde von den übrigen Verdiana-Teilnehmern und den Veranstaltern großer Respekt gezollt.
Impressionen von der Verdiana 2011
Parallel zum Geschehen auf der Ovalbahn fanden ganztägig auf dem zentralen Dressurviereck für alle Besucher der Verdiana wiederum zahlreiche Vorführungen unterschiedlicher Couleur statt, natürlich erneut mit bewährter Beteiligung der Islandpferde. Wer glaubte, die letztjährige Show von Cornelia Schaer und ihrer Stute Drott sei nicht zu toppen, wurde eindeutig eines besseren belehrt. „Schlag den Raab“ – das kennt ja jeder; aber „Beat the Draab“, das kennt und kann nicht jeder! Wie funktionierte doch gleich das Hütchenspiel? Drott meisterte ihre Aufgaben wirklich beeindruckend; Konzept und Durchführung dieser gelungenen Show sind hervorragend und unbedingt sehenswert!
Schwarz, schlicht, schön – diese drei Adjektive charakterisieren in Kurzform die Hestabakki-Quadrille, die in eindrucksvoller Manier vorführte, dass eine Islandpferde-Quadrille auch ohne die üblichen Fahnen eine typvolle und elegante Darstellung unserer geliebten Zausel ermöglicht; wobei die mitwirkenden Füchslein als kleine Farbtupfer den gelungenen Gesamteindruck dezent untermalten.
Am Sonntag nun startete ab 7.00 Uhr der Showdown der Endausscheidungen, nur zur Kaffeezeit unterbrochen durch den publikumsträchtigen Speedpass und die allseits beliebten Hestadagarwettbewerbe.
Alle 35 Prüfungen des Turniers waren durchweg mit bis zu 40 Teilnehmern sehr gut besetzt und ermöglichten den zahlreichen Zuschauern an allen drei Tagen einen hervorragenden Überblick über das
gesamte Leistungsspektrum sämtlicher Leistungs- und Altersklassen. Einer der Höhepunkte in den Sportprüfungen war die Vorstellung der Stute Ilmur von Ellenbach durch ihre Reiterin Dörte Mitgau im
Fünfgangpreis, den beide souverän mit 7,45 Punkten für sich entscheiden konnten.
Besonderer Publikumsmagnet war wie in den vergangenen Jahren der Show-Wettbewerb. Wem würde es dieses Mal gelingen, den Wanderpokal, das kleine Islandpferd auf Rädern, zu erringen?
Da waren zunächst zwei Einzeldarbietungen von Carolin Veuskens mit Ákafi von Ellenbach und Pia Maaß mit Putti vom Kronshof mit ansprechenden Choreographien und liebevoller Kostümierung. Als
Einzelkämpfer ist jedoch schwer, mit so routinierten Teams wie der Schwaneweder Quadrillengruppe oder der märchenhaften Zwergentruppe vom Steinberghof aus Neuenkirchen zu konkurrieren. Mit ihrem
Schaubild „Schneewittchen“ – Otto Waalkes lässt grüßen – hatten die buntbemützten Steinbergzwerge eindeutig die Nase vorn, wobei besonders der Hüpfzwerg durch seinen energiegeladenen Dauereinsatz
hervorstach. Schneewittchen wusste alle durch ihr modernes Sicherheitsbewusstsein zu beeindrucken, denn in ihrem sehr kreativ hergerichteten gläsernen Sarg barg sie unter ihrem Kopfpolster – für
alle Situationen des Lebens adäquat gerüstet – den Reithelm, um flugs dem Prinz ihrer Träume zu Pferd zu folgen!
Wer nennt die Sieger und die Meister? Da wären in der Tat viele Namen aufzuzählen – die vollständigen Ergebnisse und Niedersachsenmeister sind wie gewohnt auf der IPZV-Homepage finden, auf die aus Platzgründen an dieser Stelle verwiesen sei.
Alles hat ein Ende, auch die Verdiana 2011 und mit ihr das dazugehörige Islandpferdeturnier. Ob es gelungen ist, allen Teilnehmern drei erlebnis- und erfolgreiche schöne Turniertage zu
ermöglichen, möge ein jeder selbst beurteilen. Die Intention des Teams der Verdener Islandpferdefreunde als ausrichtender Verein war, jedem das Gefühl zu vermitteln, ein willkommener und
erfolgreicher Teilnehmer dieses Events zu sein.
Die Organisatoren des Turniers möchten sich an dieser Stelle herzlich bei allen Aktiven für ihre Teilnahme bedanken, aber auch für den unermüdlichen Einsatz all der Personen, die uns in so
vielfältiger Weise aktiv im Vorfeld oder vor Ort unterstützt haben. Danke euch allen – was wäre die Islandpferdewelt ohne euch?
Anke Rosebrock-Rahn