Geschafft!
Zum zweiten Mal fand am letzten Augustwochenende 2010 im Rahmen der VERDIANA „Pferde Open Air“ das IPZV-Freizeitreiterfestival statt.
Die VERDIANA, gedacht als Breitensportveranstaltung, startete in diesem Jahr bereits in die neunte Runde und ist gedacht als Informationsplattform für alle Pferderassen, Reitweisen und sämtliches Geschehen mit dem Partner Pferd und bildet damit einen wichtigen Gegenpol zu den zahlreichen Veranstaltungen, die rund um das Jahr in der Reiterstadt Verden für die Großpferde, insbesondere die Hannoveraner stattfinden.
Anhand der viele Ortsvereine allein im Raum Hannover-Bremen ist jedem mit der Islandpferdeszene Vertrauten deutlich, dass es in dieser Region zahlreiche Islandpferde geben muss – aber werden sie außerhalb unseres IPZV-Mikrokosmos überhaupt wahrgenommen?
Ansinnen derjenigen, die das IPZV-Freizeitreiterfestival ausrichteten, war also nicht nur, den vielen Freizeitreitern unter uns ein schönes Turnier-Wochenende zu ermöglichen, sondern auch die Islandpferde, deren Besonderheiten und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten den Besuchern der Veranstaltung auf dem Rennbahngelände ein wenig näher zu bringen.
Und so tummelten sich die etwa 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur auf der tags zuvor bei strömendem Regen schön hergerichteten Ovalbahn, sondern bevölkerten auch mit einigen Prüfungen und zwei sehr gelungenen Show-Beiträgen das große Dressurviereck, die zentrale Showarena.
Dschungelprüfung und Ponyhotel
„Else, schnell, die Islandpferde kommen! Ich seh’ schon die Fahnen!“, hörte ich einen älteren Herrn seiner Frau zurufen, als bereits von weitem - untermalt von den Klängen eines isländischen Reiterliedes - die bekannten blau-weiß-roten Fahnen der Reiter vom Islandpferdehof Hestabakki aus Buchholz/Aller zu sehen waren. In der Tat sind solche schwungvollen Darbietungen immer wieder schön anzusehen und haben eine gewisse Signalwirkung.
Dass Islandpferde sich nicht nur in größeren Gruppierungen eindrucksvoll präsentieren können, zeigte die sehr kreative Shownummer von Cornelia Schaer und ihrer Stute Drott mit dem Titel „Dschungelprüfung“. Die Musik eines bekannten Stars aus der Musikszene (natürlich mit halbisländischer Herkunft) mag hier inspirierend für Titel und Kostümierung gewesen sein; ansonsten sind Islandpferde ja eher selten mit Baströckchen bekleidet und Hulahup-Reifen schwingend anzutreffen. Die wirklich sehenswerte Darbietung machte auch die blonde Moderatorin an der Showarena zunächst einmal sprachlos und konnte ebenso wie die Hestabakki-Quadrille viel Applaus einheimsen.
Während auf dem Hauptplatz weitere zahlreiche Vorführungen verschiedener Rassen mit gerittenen und gefahrenen Quadrillen und Einzelpräsentationen zu sehen waren, nahm zeitgleich auf der benachbart liegenden Ovalbahn das Freizeitreiterfestival seinen Lauf. Dabei standen am Sonnabend neben den Hestadagar-Wettbewerben hauptsächlich unterschiedliche Töltprüfungen auf dem Programm. Die meisten können sich vorstellen, was unter einer Geschicklichkeitsprüfung oder einem „Minutentölt“ zu verstehen ist, doch wie haben wir uns einen kommentierten Töltwettbewerb vorzustellen? Da waren Erwartungen und Auffassungen von Reitern und Zuschauern teilweise sehr unterschiedlich; festzustellen bleibt, dass die Akteure konzentriert und eifrig bei der Sache waren. Es gehört schon ein Quäntchen Mut dazu, sich in aller Öffentlichkeit kommentieren und/oder korrigieren zu lassen, insbesondere da diese Wettbewerbe in aller Regel von Reiterinnen und Reitern wahrgenommen werden, die nicht über die Routine der professionellen Sportreiter verfügen.
Am Sonntag gab es zahlreiche Vier- und Fünfgangprüfungen und natürlich wieder etliche Hestadagar-Wettbewerbe. Ging es bei erstgenannten um die bestmögliche Vorstellung der wenigstens vier Gänge, stand bei letzteren hauptsächlich die optimale Leistung als Team im Fokus, sei es nun beim Mannschaftsmehrgang oder Triathlon. Es mag dahin gestellt bleiben, ob nun das Mittun oder das Zuschauen den größeren Spaßfaktor hat; jedenfalls ging es allseits fröhlich zu und entsprach damit vollkommen dem Motto des Festivals, welches sich nicht unbedingt dem „höher, weiter, schneller“ verschrieben hatte.
Ritter und Engel
Zur Mittagszeit bot der Show-Wettbewerb erneut zwei Höhepunkte mit sehr unterschiedlicher Ausgestaltung. Wieder einmal nutzte die Schwaneweder Quadrille vom Witthus-Hof das gesamte Ovalbahn-Areal für ihre ansprechend choreographierte Vorführung und lockte zahlreiche Zuschauer an, die sich auch das anschließende Showbild vom Steinberghof aus Neuenkirchen nicht entgehen ließen. „Immenhof“ – wer hat nicht gleich, wenn er diesen Namen hört, Dick und Dalli und Vetter Ethelbert mit all‘ ihren Ponies vor Augen? Und so konnten wir sie alle wiedersehen: Am Lagerfeuer sitzende Indianer, über Strohballen springende Pferdchen und viele weitere Szenen, nicht zu vergessen die Originalbekleidung aus den fünfziger Jahren. Schön war’s!
Bei den vielen bunten Eindrücken, die die beiden Tage recht kurzweilig machten und die Zeit schnell vergehen ließen, gerieten die Gedanken über das Wetter, welches zuvor den Organisatoren doch einige Sorgen bereitet hatte, ziemlich in den Hintergrund. Fast durchgehend zeigt sich der Himmel zartblau, bisweilen mit ein paar Sonnenstrahlen verziert und gewürzt mit einer Prise Wind. Am späten Sonntagnachmittag allerdings gab es zum krönenden Abschluss noch ein deutlich feuchtes Signal von oben, und die Teilnehmer in der letzten Endausscheidung des Tages durften die Wettertauglichkeit ihrer Turnierkleidung testen. Es schüttete wie aus Kübeln; und es durfte nicht verwundern, dass diese sintflutartigen Regenfälle zu einem abrupten Ende des Turniers führten.
Die Organisatoren des Turniers möchten sich nochmals herzlich bei allen Aktiven für ihre Teilnahme bedanken, aber auch für die vielfältige Unterstützung der Veranstaltung durch Verbände, helfende Hände und Sponsoren, ohne die ein solches Event nur schwerlich zu realisieren wäre! Nur so konnte es gelingen, dass das Freizeitreiterfestival als ein Veranstaltungsteil der VERDIANA dazu beitrug, die vielschichtige Präsenz des Islandpferdes in der Hochburg der Hannoveraner-Zucht, der Reiterstadt Verden, erfolgreich zu gestalten.
Text: Anke Rosebrock-Rahn